Dienstag, 15. März 2016

Ausgetickt: Lieber selbstbestimmt als fremdgesteuert




"Ausgetickt:
Einer der führenden Zeitmanagement-Experten behauptet, dass Zeitmanagement nicht funktioniert und stellt damit alles in Frage, was er bisher propagiert und in unzähligen Seminaren gelehrt hat. Ist das mutig oder ein simpler Marketingtrick, um sich ein neues Geschäftsfeld zu eröffnen? Ich muss sage, dass ich nach der Lektüre des neuen Buches von Lothar Seiwert diese Frage nicht abschließend beantworten kann.

Mutig ist es allemal, alles, für was man bisher gebrannt hat, über den Haufen zu schmeißen und zu sagen, Leute, das, was ich euch bisher erzählt habe, könnt ihr getrost vergessen, das funktioniert doch nicht so. Allerdings so konsequent bleibt Lothar Seiwert bei seiner Aussage dann doch nicht, denn er sagt, dass Zeitmanagement durchaus funktioniert, aber eben nicht bei allen. Das hängt ganz gehörig vom Grad der Fremdsteuerung ab.

Und was für mich dann auch noch einen kleinen, fahlen Beigeschmack hat, ist die Tatsache, dass sein letztes Zeitmanagement-Buch simplify your time – Einfach Zeit haben (www.der-buchleser.de/2011/05/15/simplify-your-time-einfach-zeit-haben/) genau vor einem Jahr, im September 2010, erschienen ist. Die Erkenntnis, dass Zeitmanagement nicht funktioniert, reift nicht in einem Jahr. Also warum dann noch mal ein Buch über etwas, was gar nicht funktioniert.

Aber nun zum Buch Ausgetickt. Warum arbeiten manchen Menschen rund um die Uhr und erleiden trotzdem kein Burnout? Lothar Seiwerts Antwort: Menschen die selbstbestimmt ihr Leben führen, unterscheiden nicht mehr zwischen Arbeit und Freizeit. Für sie ist Arbeit nichts Mühevolles, unter dem man leidet. Diese Leute arbeiten gerne und quasi immer. Sie haben eine absolut positive Einstellung zu ihrer Arbeit und lieben sie. Es geht nicht darum, zu machen, was man will, sondern darum, zu wollen, was man macht. Das hat für mich aber nicht unbedingt etwas mit Selbstbestimmung zu tun. Wenn ich angestellt bin, bin ich immer zu einem gewissen Maß fremdgesteuert.

Diese neue Einsicht versucht Lothar Seiwert als „Zeitweiser", der als Figur im Buch überall zu finden ist, mit zahlreichen Anekdoten aus seinem eigenen Leben und dem seiner Familie den Lesern zu vermitteln. Manchmal fragt man sich am Anfang einer Geschichte, was das jetzt mit dem Thema zu tun hat. Mir persönlich waren die Geschichten etwas zu langatmig. Aber über 300 Seiten hätte der Rest ohne die Anekdoten nicht gefüllt.

Mein Fazit: Lothar Seiwert bleibt für mich etwas zu widersprüchlich in seinen Aussagen. Liebe das, was du tust, ist eine seiner Aussagen, aber gleichzeitig erzählt die Geschichte eines Klomann, der durch seine positive Einstellung Karriere macht (es geht also doch ums Karriere machen?).

Er zieht über die Literatur rund ums Wünschen und „The Secret" her und vermittelt aber dann doch genau das, was auch das Gesetz der Anziehung ausmacht: es ist deine (positive) Einstellung, die dein Leben bestimmen und nicht die äußeren Umstände.

Als Beispiel für die Wahrheit seiner Aussagen müssen mehrere Prominente herhalten, u.a. auch Oprah Winfrey, die allerdings keinen Hehl daraus macht, durch „The Secret" ihren Weg gefunden zu haben.

Für mich hält das Buch dem Vergleich mit Lothar Seiwerts früheren Büchern nicht stand. Bisher waren seine Bücher immer Garant für gute Informationen und Tipps verpackt in kurzweilige Unterhaltung. Ausgetickt hat mich enttäuscht, ich fand streckenweise langweilig. Man darf gespannt sein, was als nächstes kommt.




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